Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Luxemburg und die Niederlande gründen die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), auch Montanunion genannt. Die sechs Staaten stellen damit ihre kriegswichtigen Schlüsselindustrien unter die Aufsicht einer unabhängigen „Hohen Behörde“. Das Ziel: Dauerhaften Frieden in Europa durch wirtschaftliche Zusammen-arbeit zu schaffen. Die Montanunion tritt 1952 in Kraft und wird eine Erfolgsstory.
Nach dem Erfolg der Montanunion beschließen die sechs Mitgliedsstaaten die Zusammenarbeit auszubauen: Am 25. März 1957 unterschreiben sie die „Römischen Verträge“ zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und Europäischen Atombehörde (Euratom), die am 1. Januar 1958 in Kraft treten. Dies gilt allgemein als Geburtsstunde der Europäischen Union. Während die europäische Atombehörde in den kommenden Jahren nahezu bedeutungslos bleibt, betrieb die EWG erfolgreich den Abbau von Handelsbarrieren zwischen den Mitgliedstaaten und eine gemeinsame Politik zur Unterstützung der Landwirtschaft.
Die drei europäischen Institutionen EGKS, EWG und Euratom werden 1967 in den Europäischen Gemeinschaften (EG) zusammengefasst. Die Umsetzung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit kommt mit der Schaffung der Zollunion 1968 zügig voran. Die Gemeinschaft wird allmählich für andere Länder attraktiv, die sich sonst durch Handelsbeschränkungen zunehmend im Nachteil sehen würden.
Die erste Erweiterung: Aus sechs Mitgliedstaaten werden neun. Dänemark, Irland und Großbritannien treten der Gemeinschaft bei, die jetzt gleichzeitig auch neue Aufgaben in der Sozial-, Regional- und Umweltschutzpolitik übernimmt.
Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre wurden die Bemühungen um den Aufbau eines Binnenmarktes verstärkt. Um Stabilität zwischen den Währungen der Mitglieder zu schaffen, wurde 1979 das Europäische Währungssystem (EWS) eingeführt. Zugleich gab es Streit um die Zahlungen der EG-Mitglieder an die Gemeinschaft: Nach zähen Verhandlungen stimmten 1980 einige Länder zu, mehr Geld in den gemeinsamen Topf zu zahlen. 1981 begrüßte die Gemeinschaft Griechenland als zehntes Mitglied.
Das Dutzend ist voll: Spanien und Portugal treten der Gemeinschaft bei. Neun Jahre musste Spanien darauf warten, denn bereits 1977 hatte das Land den Beitrittsantrag gestellt. Portugal, eines der am wenigsten entwickelten Länder Europas, ist in hohem Maß auf ausländisches Kapital angewiesen, kann aber einen Überschuss an Arbeitskräften einbringen.
Mit dem Inkrafttreten der Einheitlichen Europäischen Akte (EEA) 1987 sollten bis Ende 1993 fast alle Handelsbarrieren abgeschafft werden. Außerdem wurde das Mitspracherecht des Europäischen Parlamentes gestärkt und die Mitglieder einigten sich auf eine gemeinsame politische Linie bei Themen wie Steuern, Umwelt und Gesundheit.
Die Vereinigung von BRD und DDR tritt in Kraft. Am 3. Oktober 1990 werden BRD und DDR wiedervereinigt. Damit vergrößert sich automatisch auch das Gebiet der EU: Deutschland hat jetzt circa 82 Millionen Einwohner und ist das bevölkerungsreichste Mitgliedsland der Gemeinschaft.
Geburtsstunde der Europäischen Union: Zwölf Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften unterzeichnen in Maastricht den Vertrag über die Europäische Union. Damit besitzen die drei Organisationen EWG, EGKS und Euratom einen gemeinsamen Ministerrat, zudem nimmt die Europäische Kommission ihre Arbeit auf.
Der Vertrag zur Europäischen Union tritt in Kraft und die Mitgliedstaaten haben ehrgeizige Ziele: eine Währungsunion bis 1999, eine Unionsbürgerschaft, neue gemeinsame Politikbereiche – einschließlich einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) – und Maßnahmen zur inneren Sicherheit.
Österreich, Schweden und Finnland treten der EU bei, die damit über 15 Mitglieder verfügt. Die Union bereitet sich auf eine einschneidende Veränderung vor: die Umstellung auf die gemeinsame Währung Euro, die allerdings von einigen Staaten wie beispielsweise Dänemark und Großbritannien nicht angenommen wurde.
Am 1. Januar 2002 werden in zwölf EU-Ländern die neuen Münzen und Scheine in Umlauf gebracht. Die gemeinsame Währung soll nicht nur die politische Einheit und den Binnenmarkt stärken, sondern auch ein Gegengewicht zum starken Dollar bilden. Die zwölf teilnehmenden Länder sind nun gezwungen, ihre Wirtschaftspolitik zu koordinieren und eine dauerhafte Haushaltspolitik zu betreiben.
Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks mit zum Teil verheerenden Folgen wie etwa dem Balkankrieg sieht sich die EU vor ihrer größten Erweiterung. Am 1. Mai 2004 treten auf einen Schlag zehn Staaten bei: Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, die Tschechische Republik, Ungarn und Zypern. Jetzt umfasst die EU 25 Mitglieder und damit 454 Millionen Einwohner.
Seit Beginn 2007 sind auch Bulgarien und Rumänien dabei. Weitere Beitrittskandidat sind Kroatien und Mazedonien, Beitrittsgespräche wurden zudem für Serbien in Aussicht gestellt. Und die schwierigen Verhandlungen mit der Türkei gehen ebenfalls weiter.
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