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Nobelpreis für deutschen Mediziner
Düsseldorf, 18. Oktober 1956. (yd) Der deutsche Arzt Dr. Werner Forßmann bekommt zusammen mit zwei amerikanischen Kollegen den diesjährigen Nobelpreis für Medizin. Während seiner Ausbildung als Assistenzarzt hatte der damals 25jährige Dr. Forßmann sich selbst als erstem Menschen einen Katheter von der Ellenbogenbeuge bis ins Herz eingeführt. Diesen Selbstversuch musste er heimlich vornehmen, war er ihm doch von seinen Vorgesetzen verboten worden. Die nun ebenfalls ausgezeichneten Ärzte Dickinson W. Richards und André Cournand entwickelten die Methode weiter. Ein Interview mit dem deutschen Preisträger. WDR: Herr Dr. Forßmann, ich darf Ihnen zunächst Glückwünsche übermitteln für die Verleihung des Nobelpreises für Medizin. Dr. Forßmann: Vielen Dank. WDR: Mich würde nun interessieren, für welche Leistung speziell haben Sie diesen Nobelpreis bekommen? Dr. Forßmann: Das waren die ersten Untersuchungen, die ich im Jahr 1929 und 1930 unternommen hatte, um die Herzkatheterung und die Angiokardiographie zu finden. WDR: An sich also eine recht große Entdeckung. Und man hat nachher nie wieder etwas davon gehört. Wie kommt das? Dr. Forßmann: Das war damals so, daß die Zeit wohl für derartige Dinge noch nicht ganz reif war. Ich habe damals diese Untersuchung als junger Assistent unternommen in der Hoffnung, das Gebiet fördern zu können. Aber es fehlten damals die entsprechenden Apparaturen, es fehlten die leistungsfähigen Röntgenapparate. Dinge, die erst, nachdem Cournand die Methode in die Klinik eingeführt hatte, entwickelt werden konnten, und nun soweit zum Tragen kommen, daß man es als eine Routinemethode bezeichnen kann. WDR: Nun, Herr Doktor, als Sie damals diesen ersten Versuch machten: Haben Sie den zunächst an Tieren vorbereitet, oder an wem haben Sie diesen Versuch vorgenommen? Dr. Forßmann: Nein, ich habe, um die Ungefährlichkeit der Methode für den Menschen zu beweisen, die Sache in Selbstversuchen ausprobiert. WDR: Haben Sie keine Angst gehabt? Das ist doch immerhin ein lebensgefährlicher Versuch gewesen, wenn Sie da in Ihr eigenes Herz gehen? Dr. Forßmann: Nein, das war gar nicht so schlimm. Ich hatte mir diese Möglichkeiten anatomisch sehr genau überlegt, und ich war fest davon überzeugt, daß nichts passieren konnte. Schwieriger war es natürlich, die ersten Kontrastfüllungen zu machen. Denn einen Katheter kann man ja schließlich herausziehen, aber das, was ins Herz eingespritzt ist, bleibt drin und ist nicht wieder zu entfernen. Aber auch das ist ja dann gut gegangen. Allerdings muss ich sagen, daß die damaligen Verhältnisse an dem kleinen Krankenhaus, die es mir nicht gestatteten, vorbereitende Tierversuche zu machen, und die meiner Ungeduld im Wege standen, daß diese Umstände eigentlich günstig für mich waren. Denn ich habe später Tierversuche gemacht und dabei die sehr überraschende Erfahrung gemacht, daß Hunde oder gar Kaninchen die Herzkatheterung geschweige denn die Kontrastfüllung des Herzinnenraums gar nicht so gut vertragen wie der Mensch. Wenn ich diese Erfahrungen vorher gemacht hätte, hätte ich wohl kaum gewagt, die Versuche auf den Mensch zu übertragen. Der Mensch scheint hier tatsächlich widerstandsfähiger zu sein als das Tier. Das Interview führte Werner Ohm.
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